CDU Siegen im Dialog: Zukunft der Krankenhausplanung in der Region

03.02.2025

Wie sieht die Zukunft der Krankenhäuser in Siegen aus? Prof. Dr. Christian Brülls gibt Einblicke in die Chancen und Herausforderungen der Planung.

Die medizinische Versorgung und die Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen sind derzeit eines der wichtigsten Themen der Landespolitik. Um einen fachkundigen Blick auf die Situation in Siegen und die Auswirkungen der neuen Krankenhausbedarfsplanung zu erhalten, sprach die CDU Siegen mit Prof. Dr. Christian Brülls, Chefarzt für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin am St. Marien-Krankenhaus.

Krankenhausplanung als Chance für die Region

Prof. Dr. Brülls betonte, dass die Krankenhausbedarfsplanung der Landesregierung ein sinnvolles und durchdachtes Konzept sei. Ziel sei es, medizinische Leistungen zu konzentrieren und Doppelstrukturen zu vermeiden, um Ressourcen effizienter zu nutzen. Dieses Vorgehen sorge nicht nur für eine qualitativ hochwertige Versorgung, sondern auch für eine wirtschaftlich tragfähige Krankenhauslandschaft.

Besonders die Region Siegen-Wittgenstein stehe vor einer besonderen Herausforderung, da drei etwa gleich große Krankenhausträger mit individuellen Stärken existieren. Trotz dieser Ausgangslage verfüge Siegen über Spitzenmedizin, die durch die neue Krankenhausplanung noch weiter gestärkt werde.

Fokus auf Spezialisierung statt Vollversorgung

Ein zentrales Element der Planung sei die Spezialisierung der Krankenhäuser. Das bedeutet, dass nicht mehr jedes Haus jede Behandlung anbietet, sondern bestimmte Leistungen an spezialisierte Zentren verlagert werden. Prof. Dr. Brülls machte jedoch deutlich, dass dies keinesfalls eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung bedeute. „Im Gegenteil, Patienten profitieren von hochspezialisierten Zentren, die in bestimmten Fachbereichen Spitzenleistungen erbringen“, so der Mediziner.

Ein Beispiel sei die enge Zusammenarbeit mit Universitätskliniken und Spezialkliniken, etwa in Bonn, Köln oder Bad Nauheim. Falls in Siegen ein Eingriff nicht durchgeführt werden kann, werden Patienten schnell und sicher in spezialisierte Kliniken verlegt.

Bundesreform unter Kritik

Auch die geplante Krankenhausreform auf Bundesebene durch Gesundheitsminister Karl Lauterbach war Thema des Gesprächs. Laut Prof. Dr. Brülls gebe es Parallelen zwischen der Reform des Bundes und der in Nordrhein-Westfalen, insbesondere im Bereich der Leistungsgruppen und der Spezialisierung von Krankenhäusern.

Allerdings kritisierte er, dass die Bundesreform hohe Anforderungen an die Facharztdichte stelle. Die geforderten Facharztquoten könnten in vielen Regionen zu Engpässen führen, da es nicht genügend spezialisierte Ärzte gebe. Dies könnte dazu führen, dass Behandlungen in noch weniger Krankenhäusern stattfinden, was insbesondere für ländliche Regionen problematisch sei.

Ein weiteres Problem sei die Finanzierung. Die ursprünglich geplanten Vorhaltepauschalen für Krankenhäuser – also eine Grundfinanzierung für die dauerhafte Bereitstellung medizinischer Leistungen – würden nun an die Fallzahlen gekoppelt. Das bedeute, dass Krankenhäuser weiterhin darauf angewiesen seien, möglichst viele Patienten zu behandeln, um finanziell überleben zu können.

Ausblick für Siegen-Wittgenstein

Trotz der Herausforderungen zeigt sich Prof. Dr. Brülls optimistisch. Die Region Siegen verfüge über eine hervorragende medizinische Infrastruktur, die mit einer noch stärkeren Vernetzung der drei großen Krankenhäuser weiter verbessert werden könne. Ein besonderer Vorteil sei die Kinderklinik, die für die Versorgung der jüngsten Patienten eine zentrale Rolle spiele.

Ein engerer Austausch und eine abgestimmte Zusammenarbeit der Krankenhäuser seien der Schlüssel für eine weiterhin exzellente medizinische Versorgung. „Es sollte nicht um Konkurrenz gehen, sondern darum, gemeinsam für die Menschen in unserer Region die bestmögliche Medizin anzubieten“, resümierte Brülls.

Die CDU Siegen wird das Thema der Krankenhausplanung weiterhin intensiv begleiten und sich für eine nachhaltige und bürgernahe medizinische Versorgung einsetzen.